Aktuelles und Sonderaustellung
SONDERAUSTELLUNG : Im Licht der Unsichtbaren: die Sammlung ohne Vorhang
Einführung
Sonderausstellung vom 16. Oktober 2025 bis zum 22. Juni 2026
In einem Museum gibt es vom ausgestellten bis zum aufbewahrten Objekt nur einen Ort der Ausstellung.
Nach einer umfassenden Neuorganisation seines Depots gewährt das Château Musée Vodou nun einen Blick hinter seine Kulissen.
MuseumsDepote sind häufig unzugänglich und werden als Lagerräume wahrgenommen. Doch in Wahrheit sind sie das lebendige Herzstück der Museen. Sie erlauben die Aufbewahrung, Erforschung und Weitergabe von Objekten.
Sie beinhalten durchschnittlich mehr als 85 % der Objekte einer Sammlung, die als „zu empfindlich“, „außerhalb des Themas“ oder „weitere Informationen benötigend“ eingestuft werden.
Mit dieser neuen Ausstellung möchte das Museumsteam die Grundsätze der Denkmalpflege, der technischen Einschränkungen des Depots, die entscheidende Rolle der Bestandsaufnahme sowie die ethischen Herausforderungen und Kontroversen rund um die Praktiken des Museums thematisieren.
Was ist die Rolle eines Museums? Woher stammt die Sammlung des Château Musée Vodou? Wie bewahrt man Objekte aus organischen Materialien auf, die zum Teil schnell vergehen und mitunter heilig sind? Und wie kann man über diese Objekte sprechen? Welchen Anteil nimmt das Unsichtbare ein, das wir mit uns tragen – selbst im Museum? Was kann man aufbewahren und für wie lange? Kann man alle Objekte zeigen? Und wem gehören sie letztendlich? Wie lassen sich strenge Museumsstandards und ökologische Anforderungen miteinander vereinbaren?
Anhand der Geschichte der Arbogast-Sammlung tauchen wir in die Geografie und die Geschichte des Wodu ein. Jedes Objekt erzählt eine komplexe Geschichte zwischen lebendigen Praktiken, westlichen und afrikanischen Sichtweisen sowie museumskundlichen Entscheidungen.
Im Laufe des Rundgangs laden wir die Besucher*Innen dazu ein, die grundsätzliche Aufgabe des Museums zu hinterfragen. Denn Schützen, Interpretieren und Ausstellen sind keine neutralen Aufgaben. Sie sind eine Verpflichtung und manchmal auch ein Dilemma. Als selbstfinanziertes Vereinsmuseum steht das Château Musée Vodou zu seiner Einzigartigkeit: Die Bewahrung einer reichen Fülle der kollektiven Erinnerung, ein zerbrechliches Erbe lebendiger Kulturen, in einem denkmalgeschützten Gebäude mit begrenzten Mitteln.
„Sichtbarmachung der Unsichtbaren“ ist gleichzeitig eine Ausstellung, eine Untersuchung und eine Einladung zum gemeinsamen Nachdenken über den Platz, den wir dem kulturellen Erbe einräumen – heute und in der Zukunft.
Adeline Beck
Das Ausstellungsteam
Sammler: Marie-Luce und Marc Arbogast
Ausstellungsgestaltung: Adeline Beck
Szenographie: Ana-Carolina Gonzalez Palacios
Wissenschaftliche Redaktion: Elise Matt-Gehringer, Catherine Elsensohn, Jean-Yves Anézo, Adeline Beck, Kéfil Houssou, Ana-Carolina Gonzalez Palacios, Alice Niemi, Michaël Mailfert, Maria Hirica
Ubersetzung : Anna Sgryska, E. Matt-Gerhinger
Zusammenstellung der Sammlung und Neugestaltung des Archivs: Katia-Myriam Borth-Arnold, Catherine Elsensohn, Adeline Beck, Ana-Carolina Gonzalez Palacios, Alice Niemi, Maria Hirica, Pascal Beck, Taner Tasar, Loïc Anézo, Evelyne Beck, Iyad Chambet, Jade Schreckenberg, Natalia Lorena Cocis.
Podcast: Kawati Studios
Unterstützer des Projekts: Compagnons du devoir, Fondation du patrimoine du Crédit Agricole, Société des Amis des Arts et des Musées de Strasbourg, EFH destination Strasbourg, Crédit Mutuel, Maison Klein, Eurométropole de Strasbourg J. Gérard, D. Gehringer, F. Undreiner, G. Jean-Charles, S. Freyzs.
Vorwort des Sammlers
Ich bin sehr froh über die Entscheidung des Teams des Château Musée Vodou, mit dieser Ausstellung die Bedeutung und die Funktion eines Museums zu beleuchten. Das Ziel des Teams ist es, die Konservierungsarbeit hervorzuheben, indem es unser Depot der Öffentlichkeit zugänglich macht, was äußerst selten vorkommt.
Seit jeher bildet die Sammlung kultureller Objekte eine Brücke zwischen den Völkern, die gegenseitiges Verständnis und interkulturellen Dialog ermöglicht. Trotzdem ist es unbestreitbar, dass bestimmte Objekte, die in der Vergangenheit dazu bestimmt waren, verehrt oder in Ritualen verwendet zu werden, heute zu Sammlerstücken geworden sind und manchmal zu Gründen für Spekulationen. Die Öffentlichkeit hat nur noch begrenzten oder kommerzialisierten Zugang. Diese Spannung wirft grundlegende Fragen bezüglich des Wertes, der Rückgabe sowie der Erhaltung von kulturellem Erbe auf.
Die Vorgehensweise von Marie-Luce und mir ist Teil dieser Überlegungen. Wir haben eine einzigartige Sammlung von Wodu-Objekten zusammengestellt, und zwar nicht aus Profitgier, sondern aufgrund des ehrlichen Willens, den Reichtum dieser Kultur zu verstehen, zu lieben und weiterzugeben. Diese Objekte, die oft dazu bestimmt waren, in Vergessenheit zu geraten oder zerstört zu werden, waren für uns eine Schule des Lernens, ein künstlerischer Ausdruck sowie ein Träger sozialer, religiöser und ökologischer Geschichte.
Die Sammeltätigkeit wurde mit Respekt und Integrität durchgeführt: Jeder Kauf war freiwillig, der geforderte Preis wurde gezahlt, ohne Zwang oder Spekulation und kein einziges unserer Stücke wurde jemals weiterverkauft. Wenn Fehler oder Kopien entdeckt wurden, wurden diese nicht in die Sammlung aufgenommen, was unser Engagement für die Wahrung der Authentizität bezeugt. Unser Ziel war niemals Gewinn, sondern Bildung und Respekt für diese Kulturen.
Außerdem wollten wir mit dieser Sammlung eine schriftliche Spur hinterlassen und die religiöse, soziale und ökologische Bedeutung des Wodu tiefgreifend dokumentieren, um so zu einer besseren Anerkennung dieser oft missverstandenen Religion beizutragen. Wir haben versucht, diese Tradition in ihrer Komplexität zu respektieren und zu würdigen, indem wir an Zeremonien teilgenommen und mit Experten und unserem Team zusammengearbeitet haben. Die neuere Geschichte dieser Sammlung, die nach 1974 zusammengetragen wurde, steht im Einklang mit der Welterbekonvention der UNESCO. Das bestärkt unsere Überzeugung, dass es sich bei diesem Projekt weder um Raub noch um die Pflicht zur Rückgabe handelt, sondern vielmehr um einen Beitrag zur Aufwertung eines Kulturerbes. Die Anerkennung der Regierung von Benin – insbesondere im Rahmen unserer Zusammenarbeit mit dem zukünftigen Museum von Porto-Novo – beweist die Glaubwürdigkeit und die Legitimität unseres Engagements.
Das Ziel dieser Ausstellung ist es, den Reichtum des Wodu zu entdecken und wertzuschätzen, indem die Bedeutung dieser Kultur in der Geschichte, der sozialen Organisation, der Heilkunde und der Ökologie der Region unterstrichen wird. Es handelt sich um mehr als eine einfache Sammlung von Objekten. Stattdessen geht es um eine Botschaft der Offenheit, des Respekts und der Anerkennung gegenüber einer jahrtausendealten Tradition, deren Einfluss weit über die Grenzen Westafrikas hinausreicht.
M. Arbogast
